Dachzelt vs. Bodenzelt

11.01.2012 20:00

Unter Afrikafahrern wird die Frage nach dem richtigen Zelt für die Reise gerne diskutiert. Dabei ist die Auswahl gar nicht so üppig. Im Prinzip wählt man zwischen einem klassischen Bodenzelt oder einem auf dem Fahrzeug montierten Dachzelt.

Nirgendwo auf der Welt scheinen Dachzelte so weit verbreitet zu sein, wie in Afrika. Die Gründe liegen klar auf der Hand. Dank eines einfachen Klappmechanismus sind diese Zelte je nach Typ in 5 Minuten aufgebaut und in 10 Minuten wieder abgebaut. Der Transport dieser Zelte auf dem Fahrzeugdach schafft Platz im Fahrzeuginneren für Lebensmittel und andere Vorräte.

Ganz gleich, ob der Boden steinig, kiesig, schlammig, sandig oder gar überflutet ist....., solange man einen halbwegs geraden Abstellplatz für das Fahrzeug findet, kann man immer und überall das Zelt aufklappen.

Leider muss man das Zelt vor jeder Fahrt abbauen. Gerade wenn man mehrere Tage in einem Camp verweilt kann das sehr lästig sein.

Dachzelte sind eine schmutzige Angelegenheit. Afrikas Pisten sind nun mal staubig und so ergibt es sich, dass die Transportschutzhülle der Zelte immer ziemlich dreckig sind. Dank des Staubes versagen auch gerne die oft verwendeten Klett-/ und Reißverschlüsse. Wenn die Schutzhülle dank dieser Umstände dann nicht mehr ordentlich schließt, kriecht bei der Fahrt reichlich Staub in das Zelt. Die exponierte Lage der Zelte am Fahrzeugdach führt gerne zu Beschädigungen der Schutzhülle oder der Zeltmechanik. Dies gilt vor allem bei Fahrern, die zugewachsene, buschig überwucherte Pisten mit unangepasst hohen Geschwindigkeiten bewältigen.

Dank moderner Materialien sind Bodenzelte heute ebenfalls schnell aufgebaut. Neben dem geringen Gewicht liegt ihr größter Vorteil darin, dass man sie Vorort aufgebaut stehen lassen kann und sich so ggf. das täglich mehrfache Auf-/ und Abbauen erspart. Gleichzeitig liegt darin aber auch der größte Nachteil der Bodenzelte. Ohne Wache im Camp sollte man in Afrika keine Bodenzelte unbeaufsichtigt herum stehen lassen..... Es gibt reichlich Diebe und Wandalen, die gerne in gut organisierten Gangs auftreten..... und ich meine keine Menschen.

Die Affen machen die Probleme. Nichts im Camp ist vor den kleinen Blue Monkeys und den Pavianen sicher.

Mit geschickten Fingern öffnen sie die Zeltreißverschlüsse und durchwühlen die Zelte samt Schlafsäcken, Taschen und allem, was im Zelt zurückgeblieben ist. Alles, was sie nicht mit den Händen öffnen können, wird zerbissen um an den Inhalt zu kommen. Dabei geht es immer nur um die Suche nach Futter.

Stundenlang sitzen die Affen in der Savanne oder in den Bäumen der Camps und beobachten uns.

Sie haben gelernt, dass Menschen immer reichlich und verlockende Nahrung mit sich führen. Die Aromen von Obst, von gekochten und gebratenen Mahlzeiten und die verführerischen Farben unserer Softdrinks und Säfte sind für Affen nahezu unwiderstehlich......

Entsprechend nutzen sie jede günstige Gelegenheit um von unseren Vorräten zu partizipieren. Kaum dreht man ihnen den Rücken zu sitzen sie in den geöffneten Zelten, oder in den offenen Fahrzeugen.

Eine Pavianhorde kann innerhalb von nur 20 Minuten ein komplettes, unbewachtes Zeltcamp verwüsten. Dabei wird alles zerstört, was in irgendeiner Art Futter verspricht. Selbst vor Medikamentendosen machen die Affen nicht halt. Es versterben nicht wenige Paviane an Überdosierungen von Blutdrucksenkern oder an Vergiftungen durch Schmerzmedikamente wie z.B. Paracetamol.

Wer also seine Oma, die Kinder oder den Partner nicht als Campwache zurücklassen kann und will, sollte sich immer für ein Dachzelt entscheiden.

 

Gerne wird die Frage nach dem richtigen Zelttyp auch aus dem Aspekt der persönlichen Sicherheit heraus diskutiert. Dabei wird ein Dachzelt grundsätzlich in Bezug auf mögliche Übergriffe durch Raubkatzen, Hyänen, Schlangen und Elefanten als sicherer empfunden.

In einem anderen Blogbeitrag werden wir darüber schreiben, wie unsinnig solche Gedanken sind und wie trügerisch zugleich diese vermeintliche Sicherheit von Dachzelten ist.

Zusammenfassend kan man sagen, dass für uns "Selbstfahrer" in Afrika die Vorteile eines Dachzeltes eindeutig überwiegen.

Bodenzelte sind nur in den südlichen Nationalparks, in denen praktisch keine Affen leben so richtig zu empfehlen. Aussnahme hiervon sind geführte Gruppenreisen. Hier gibt es immer Begleitpersonen, die als Campwache zurückbleiben.