Fahren im Gelände (Off Road)
Ein Teil des „Abenteuers Botswana“ ist das Fahren jenseits befestigter Teestraßen. Tiefe Sandpisten, schlammige Flussbetten, abschüssige Geröllhänge, sowie einfachste und zum Teil behelfsmäßige Holzbrücken sind typische Herausforderungen an die fahrerischen Fähigkeiten eines jeden Botswanareisenden.
Deren Bewältigung kann zu echten Höhepunkten einer Afrikareise werden. Das Fahren im Gelände ist bei weitem nicht so schwierig, wie häufig vermutet. Es bereitet sogar richtigen Spaß, vorausgesetzt man beachtet und berücksichtigt einige elementare Grundregeln.
Das Fahren auf Touristen- und Farmstraßen, sowie das Befahren der Wege und Pisten innerhalb der Nationalparks darf man durchaus als Fahren im Gelände bezeichnen.
Man hat schon Pferde kotzen sehen......., also ich habe schon Touristen am Rande ihrer physischen und psyschichen Leistungsfähigkeit erlebt, weil sie den Anspruch an die Fähigkeiten eines Autofahrers im afrikanischen Busch gnadenlos falsch eingeschätzt haben. Für unerfahrene "Off Road Piloten" können sich manche Pisten in Abhängigkeit von Regen und anderen Elementeinflüssen, zu einer unüberwindbaren Herausforderung entwickeln.......
Ruhe, vernünftige Streckenplanung (Zeitfaktor) und ein wenig nachdenken hilft fast alle Probleme zu meistern.....
Zumeist erwarten Sie unbefestigte Sand-, Tiefsand-, Lehm- und Geröllpisten, deren Zustand innerhalb einer Skala schwankend von „gut befahrbar“ bis „Camel Trophy“ bewertet werden kann. Mit jeder neuen Regenzeit verändert sich der Charakter dieser Pisten und in den allermeisten Fällen verschlechtert er sich merklich. Schon nach ein bis zwei ausgiebigen Regentagen verwandeln sich die oberen 5 – 20 cm einer Piste in weichen Schlamm, der von dadurch fahrenden Geländewagen und Lkws im wahrsten Sinne des Wortes durchbaggert werden muss. Dadurch entstehen Spurrillen in denen sich bei weiteren Niederschlägen vermehrt Wasser sammelt, was den Boden noch tiefer aufweicht. Nachfolgender Verkehr versucht natürlich die schlammigen Spurrillen zu umgehen um nicht stecken zu bleiben und gräbt damit neue Spuren. Schon nach wenigen Stunden können auf diese Art aus kleineren Senken bodenlose Schlamm- und Wasserlöcher entstehen, die sich immer weiter vergrößern, je länger eine Regenperiode anhält. Am Ende der Regenzeit kann aus einer solchen kleinen Senke ein so tiefes Loch geworden sein, dass ein kompletter Wagen darin versinkt......
Natürlich passieren und überqueren auch Tiere in Herden die aufgeweichten Pisten und tragen so zur Beschädigung der Oberfläche bei. Was für Löcher zurückbleiben, wenn ein Elefant knietief in den Boden einsinkt, kann sich jeder lebhaft vorstellen. Wenn eine größere Herde von 20 und mehr Tieren den Weg passiert, ist dieser Weg selbst für gut ausgerüstete Allradfahrzeuge kaum noch zu befahren. Um sich vorzustellen wie eine Herde von Hundert oder mehr Büffeln oder Antilopen den Boden durchpflügen, reicht es sich die Herbst- oder Winterweiden von Bauernhöfen oder Reitbetrieben hierzulande anzuschauen.
Mit dem Ende der Regenzeit bleibt dann eine durchwühlte Kraterlandschaft zurück und in den wirklich tiefen Löchern kann noch über Wochen hinweg Wasser stehen bleiben. Weggespülter Boden, Sandverwehungen während der schweren Stürme und die Überschwemmungen innerhalb des Okavangodeltas tragen ihr übriges zur Gestaltung der Pisten bei.
Mit schweren Räumgerät und Planierraupen versuchen die Behörden Jahr für Jahr die schlimmsten Schäden zu beseitigen.
Aber an manchen Stellen führen sie einen hoffnungslosen Kampf.
Deshalb sollte Botswana immer nur mit einem Allradfahrzeug bereist werden. Diese Fahrzeuge unterscheiden sich durch einige Besonderheiten von herkömmlichen Autos :
- Allradantrieb nach bedarf zuschaltbar
- Ähnlich wie bei Treckern, gibt es eine Schaltstufe (4Lo) mit der die Kraft des Autos je nach Wahl des Geländewagens verdoppelt bis verdreifacht wird
- höhere Reifen mit grobstolligen Profil verbessern den Vortrieb auf losen und schlammigen Untergrund
- größerer Bodenabstand erlaubt über größere Hindernisse hinweg zu fahren oder durch tieferes Wasser zu fahren
- Fahrzeugbauart ist insgesamt stabiler und belastbarer als herkömmliche Pkw´s
Der Allradantrieb
Geländewagen fahren sich erst einmal wie normale, heckgetriebene Pkws und verfügen über gewöhnliche H-Schaltungen oder Automatikgetriebe.
Zusätzlich zu dem normalen Schaltgetriebe hat ein Geländewagen ein sogenanntes Verteiler-/ oder Untersetzungsgetriebe, dessen Schalthebel sich in der Regel direkt neben dem normalen Schalthebel befindet. Mit diesem zusätzlichen Getriebe wählt man zwischen Heckantrieb, Allradantrieb oder Allradantrieb mit Untersetzung (Verdoppelung oder Verdreifachung der Motorkraft).
Der Zusatzschalthebel hat vier Schaltpositionen, die nachfolgend gekennzeichnet sind:
- 2H: normaler Heckantrieb
- 4H: Allradantrieb
- N: Neutral = Achsen sind vom Getriebe getrennt z.B. zum Abschleppen
- 4Lo: Allradantrieb mit Verdoppelung bzw. Verdreifachung der Motorkraft
Der normale Heckantrieb (2H) ist für Asphaltstraßen und Schotterpisten die richtige Wahl.
Normaler Allradantrieb (4H) macht das Fahrzeug auf Pisten mit losen Untergrund besser Lenkbar und sorgt für einen gleichmäßigeren Durchzug, da sich das Auto gleichzeitig schiebt (über die Hinterachse) und zieht (über die Vorderachse). Er wird vorzugsweise für Sandpisten, Geröllpisten oder auf schlammigen Untergrund gewählt.
Allradantrieb mit Untersetzung (4Lo) ist notwendig, wenn das Auto zum überwinden sehr schlechten, nachgiebigen Bodens oder zum durchfahren tieferen Wassers ein Maximum an Kraft braucht. In der Schaltstufe 4Lo verdoppelt bis verdreifacht sich die Motorkraft, gleichzeitig verringert sich die Geschwindigkeit im Gang auf die Hälfte bis ein Drittel.
Sie sollten diese Fahrstufe nur wählen, wenn es absolut notwendig ist, z.B. wenn sie auf Sand (Tiefsand) im normalen Allradantrieb nicht mehr vorwärts kommen oder sie sich festgefahren haben. Näheres erfahren Sie unter Fahren in Sand / Wasser/ Schlamm!
Vor dem Schalten in die Stufe 4H und 4Lo gibt es noch einige Besonderheiten zu beachten:
- An den Vorderachsen einiger Geländewagen befinden sich in der Mitte der Felgen sogenannte Freilaufnarben, mit denen die Achsen im Differential „angeschlossen“ werden müssen. Jede Seite hat einen eigenen Drehriegel mit den Positionen „Open“ und „Close“ ("Lock / Unlock“). In der Position „Open“ sind die Achsen vom Differential getrennt. Bei normalen Heckantrieb reduziert das den Benzinverbrauch, den Verschleiß an der Vorderachse und zudem lässt sich der Wagen leichter lenken. In der Position „Lock“ werden die Achsen mit dem Differential verbunden. Erst jetzt kann durch wählen einer Allradschaltstufe die Vorderachse betrieben werden! Müssen sie also den Allradantrieb nutzen, steigen Sie zuerst aus und stellen die Freilaufnarben auf die Position „Lock“, bevor sie die Schaltstufen 4H oder 4Lo benutzen. ( Landrover haben permanenten Allradantrieb und moderne Mitsubishi, Jeep oder andere Fabrikate haben teilweise automatische Freilaufnarben, hier müssen sie nicht aussteigen und selber Hand anlegen)
- Bis zu einer Geschwindigkeit von 40 – 50 Km/h kann jederzeit durch treten der Kupplung und Schalten zwischen den Stufen 2H und 4H gewählt werden. Mit normalen Allradantrieb (4H) sollte in der Regel nicht schneller als 80Km/h gefahren werden!
- In die Schaltstufe 4Lo darf nur geschaltet werden, wenn der Wagen nicht mehr rollt! Gleiches gilt beim zurückschalten aus 4Lo! Also 4Lo einschalten, das Hindernis überqueren oder durchfahren, danach anhalten und wieder in 4H oder 2H schalten. Erst dann weiterfahren. In der Schaltstufe 4Lo kann das normale Schaltgetriebe bis in den 5. Gang durchgeschaltet werden, dabei erreicht der Wagen maximal 40 – 50 Km/h. Auf diese Art lassen sich lange Tiefsandpassagen bewältigen (z.B. Savuti – Kasane)
- Wenn sie Gelände und unbefestigtes Terrain wieder verlassen und längere Strecken Straße fahren, sollten sie unbedingt die Freilaufnarben wieder öffnen (Position „Open“).
Weitere Tipps zum Fahren im Gelände
Steile Hänge sollten immer mit Richtung des Gefälles befahren werden. Dies gilt sowohl für die Auffahrt, als auch für die Abfahrt. Vermeiden Sie Fahrten Quer zum Gefälle! Gerät der Wagen ins rutschen können Sie ihn nicht abfangen und er wird mit Sicherheit kippen und sich überschlagen. Auf- und Abfahrten von steilen Hängen mit losen Untergrund (Geröll, Sand) bewerkstelligen Sie im 4Lo und dem 1. Gang. Gerät der Wagen bei Abfahrten nun ins rutschen, sind Sie garantiert zu langsam! Geben Sie ein wenig Gas und der Wagen reagiert wieder auf die Lenkung. Niemals Bremsen! Dann wird sich der Wagen quer stellen und kann kippen! Bei der Auffahrt kann der Wagen ebenfalls mit durchdrehenden Rädern auf der Stelle stehen oder schlimmstenfalls zurück rutschen. Auch hier bitte nicht bremsen und nicht noch mehr Gas geben. Der Wagen kann ebenfalls quer rutschen und sich überschlagen. Nehmen Sie zuerst das Gas zurück, drehen die Reifen immer noch durch, stellen Sie den Motor mit dem Zündschlüssel ab, ohne dabei die Kupplung oder Bremse zu treten. Der Wagen kommt so im Hang zum Stehen und wird von Motor und Getriebe praktisch dort „geparkt“! Treten Sie nun kräftig mehrfach auf das Bremspedal um einen maximalen Bremsdruck aufzubauen. Halten Sie die Bremse feste getreten und kuppeln nun aus. Vergewissern Sie sich, dass 4Lo eingeschaltet ist! Jetzt legen Sie den Rückwärtsgang ein und lassen dann erst die Kupplung und danach die Bremse wieder los. Jetzt wird der Wagen erneut von Motor und Getriebe im Hang „geparkt“. Danach drehen Sie einfach den Schlüssel im Zündschloss um den Motor zu starten. Dazu brauchen Sie kein Gas! Der Wagen wird anspringen und langsam rückwärts den Berg herunterfahren. Bitte nicht auf die Bremse treten! Rutscht der Wagen wieder sind Sie zu langsam und können ihn mit leichtem Gas abfangen!
Tiefe Senken im Boden und große Klippen (Erhöhungen) werden prinzipiell mit einem leichten Winkel angefahren. Dies minimiert das Risiko vorne oder hinten mit der Karosserie hängen zu bleiben, bzw. bei Klippen minimiert es das Risiko auf dem Bauch (also mit der Mitte des Rahmens) aufzusetzen und dann mit durchdrehenden Rädern liegen zu bleiben.
Durchdrehende Räder sind ein Zeichen dafür, dass nicht alle vier Räder einen gleich starken Kontakt zur Fahrbahn haben. Das / oder die zwei durchdrehenden Räder haben dann zuwenig oder gar keinen Kontakt zum Boden. An den durchdrehenden Rädern verliert das Auto seine komplette Vortriebskraft und es wird zwangsläufig stecken bleiben. Wenn der Wagen Differentialsperren hat schalten Sie diese bitte ein. Diese verhindern das durchdrehen und die Fahrt geht weiter. Nach wenigen Metern können die Sperren zumeist wieder deaktiviert werden. Ohne Differentialsperren kann der Beifahrer bei einem der durchdrehenden Räder auf die Stoßstange steigen und das Fahrzeug zum Wippen bringen. Gleichzeitig gibt der Fahrer wenig Gas. Funktioniert diese Technik nicht oder hat man keinen Beifahrer muss ein wenig Straßenbau betrieben werden, indem man Steine oder Äste unter die durchdrehenden Räder bringt um ihnen etwas zum „festhalten“ anzubieten.
Ganz allgemein gilt für Fahrten im Gelände: „In der Ruhe liegt die Kraft!“ Langsames, besonnenes Fahren schont die Nerven und das Material! Durchdrehende Reifen und spektakuläre Sprünge mögen interessant und unterhaltsam auf einen Betrachter wirken. Für sie selbst stellt ein solches Fahrverhalten aber ein unkalkulierbares Risiko dar.
Bergung festgefahrener Fahrzeuge
Egal ob der Wagen in Sand, Wasser oder Schlamm stecken bleibt. Mit der Richtigen Ausrüstung können sie sich in den allermeisten Fällen selber helfen. Unabdingbar für die Bergung sind eine Schaufel, ein Bergegurt, ein Stück Stahlseil und ein richtiger Wagenheber vom Typ eines HiLift Jack oder des Jackels. Das Freischaufeln oder Aufbocken des Fahrzeugs wie bereits beschrieben ist in vielen Fällen ausreichend. Manche Situationen erfordern jedoch ein zusätzliches Herausschleppen des Fahrzeugs, z.B. wenn die Elektrik im Wasser streikt. Ohne Begleitfahrzeug sind sie auf die Hilfe eines fremden Fahrzeugs angewiesen. Im schlimmsten Fall müssen sie auf diese Hilfe viele Stunden bis wenige Tage warten! Hier kann der HiLift Jack helfen. Dieser Wagenheber ist ein echtes Multifunktionswerkzeug. Er kann als einfacher Greifzug mit dem Bergegurt und dem Stahlseil zwischen dem Wagen und z.B. einem Baum eingebracht werden. Dank seiner Konstruktion kann man den Wagen so selber Zentimeter für Zentimeter aus dem Dreck ziehen. Fehlt ein Baum oder großer Stein als Ankerpunkt, helfen sie sich indem sie ein Ersatzrad ca. ½ Meter tief in der Erde vergraben und dieses als Ankerpunkt verwenden.
Ein weiterer hilfreicher Trick mit dem HiLift Jack ist es den Wagen vorne mittig bis an die Hubgrenze des Wagenhebers aufzubocken. Dieser Wagenhebertyp hat den allgemeinen großen Nachteil, dass er nur sehr wackelig auf seinem „einem Bein“ steht und leicht zum Umkippen droht. Diesen Nachteil kann man sich jetzt gezielt zu Nutze machen. Im aufgebockten Zustand schieben sie nun einfach den Wagen in die gewünschte Richtung nach links oder rechts. Der Wagenheber wird garantiert umfallen und den Wagen über seinen Hebelweg bis zu einem ½ Meter in die gewünschte Richtung bewegen! Durch mehrfaches Wiederholen dieses Vorgangs an Heck und Front des Wagens kann man diesen so leicht von Hindernissen oder aus Schlammpassagen herausbringen!